Besuch bei Karl & Hilde Stöckeler

Dieses Wochenende war ich zu Besuch bei Karl und Hilde Stöckeler in Ripplebrook – ein Wochenende ganz im Zeichen von Geschichten, Landwirtschaft und gutem Essen ;-)

Mit dem Zug fuhr ich am Freitagnachmittag ca. 1,5 Stunden bis nach Drouin, wo mich Karl und Hilde dann am Bahnhof abgeholt haben! Auf dem Weg zu ihrer Farm haben wir gleich noch bei einem Bekannten von ihnen angehalten, der gerade dabei war seine Kühe zu melken! Brad, so heißt dieser Farmer, hat mir dann gleich erzählt, dass er zurzeit „nur“ 190 Kühe zu melken hat! Wow, dacht ich erst mal und hab mir schon überlegt wie er das alleine anstellt … dann hat er mich zum Melk-Karussell (weiß nicht ob man das in Fachkreisen so bezeichnet ;-) geführt und dort werden 36 Stück auf einmal gemolken, alles automatisch und locker von einer Person alleine zu bewältigen! Einfach unvorstellbar für Allgäuer Verhältnisse!!!

Auf Stöckelers kleiner Farm angekommen, durfte ich erst einmal einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen und dann beim Eintreiben der Schafe helfen.

Anschließend haben wir meine Ankunft mit einem Glas Schnaps und einer Flasche deutschem Bier betrunken, so wie es sich eben gehört und als Karl dann meinte: „Wenn I no jinger wär, no däd I di glatt hiere!“ wusste ich spätestens jetzt, dass ich hier bei einem lustigen Opa gelandet war ;-)

Einige Stunden später fiel ich mit rauchendem Kopf und ziemlich k.o. ins Bett ….

Karl und Hilde haben in den vergangenen 48 Jahren, seit sie Deutschland verlassen haben, einiges erlebt und es war wirklich interessant ihren Geschichten zuzuhören! Am meisten haben mich jedoch die Erzählungen von der 6-wöchigen Schiffsreise von Bremerhaven nach Melbourne fasziniert – ich meine, man muss sich das mal vorstellen das wir jetzt nur in den Flieger sitzen brauchen und 24 Stunden später sind wir hier und was für Strapazen man damals auf einer so langen Schifffahrt auf sich nehmen musste … unvorstellbar!

Samstags kam dann Karls Schwester Berta und ihr kleiner Hund Sarah zu Besuch – sie wohnt nun auch schon seit ca. 20 Jahren in Australien – und hat ein richtig, richtig leckeres Mittagessen mitgebracht … es gab Rouladen mit Spätzle und Blaukraut ;-) Nach dem gemeinsamen Festessen haben wir Bilder angeschaut und es wurden wieder viele Geschichten erzählt. Am Spätnachmittag musste ich dann noch für diverse Fotos bereit stehen, bevor sich Berta unter lautstarkem Klang der „Hinterstuinar Büebe“ aus dem Autoradio davon gemacht hat – so eine coole und fitte 82-jährige Frau habe ich glaub noch nie kennengelernt!

Anschließend haben wir uns dann um die Tiere gekümmert - Kanarienvögel, Tauben, Hasen, Hühner, Schafe, Hunde, Katzen und 39 Kühe mussten gefüttert werden! Der fast 78-jährige Karl und die 75-jährige Hilde versorgen all die Tiere alleine – eine wirklich beachtliche Leistung, wie ich finde!

Auf dem Feld musste ich dann unter Anweisung von Karl noch Fotos von ihm und seinem Bullen knipsen – extra für meinen Opa meinte er ;-)

Abends sind wir dann zu seinem Sohn und dessen Familie gefahren, denn wir hatten eine Verabredung der speziellen Art – wir wollten per Skype mit meiner Family telefonieren, so dass Opa und Karl, die sich seit 8 Jahren nicht mehr gesehen haben, während dem Telefonieren sehen können! Naja, das wäre aber alles zu schön gewesen um wahr zu sein! Leider war die Internetverbindung zu langsam für die Videoübertragen und daher konnten wir lediglich miteinander reden :-( Wir hatten aber trotzdem einen netten Abend bei Karl-Heinz und seiner Familie und ich fand es besonders lustig, dass Karl mit seinem Sohn im Hindelanger Dialekt gesprochen hat, dieser aber auf Englisch antwortete – das war wirklich ein Spektakel für sich ;-)

Ja und heute habe ich dann wieder einige geschichtliche Hintergründe des 2. Weltkrieges bekommen – denn wenn Karl einmal anfängt einem was zu erzählen, dann hört er nicht mehr so schnell auf ;-) aber es war ja auch immer echt interessant … Details erzähle ich jedoch lieber nicht, da diese manchmal „nazistisch“ und nicht immer jugendfrei waren – aber alles in allem hat er mich einfach sehr an meinen „Kesslopa“ erinnert und wer den und seine Geschichten kannte, weiß ein bisschen wie Karl ist ;-)
Vollbepackt mit Blutorgangen und Zitronen aus dem eigenen Garten, dreierlei Kuchen und diversen Zeitungen und Büchern (die, wie Karl meinte, ich unbedingt lesen muss) fuhr ich dann heute wieder zurück nach Melbourne.
Doch ganz sicher war dies nicht mein letzter Besuch bei Karl & Hilde!

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