Alles nur ein böser Albtraum? – Nein, leider nicht!

Am Freitagabend, nach einem super schönen Frühlingstag, hab ich mich mit ein paar Mädchen in der Stadt verabredet, u.a. auch Carina! Doch Carina musste kurzfristig im Pub aushelfen (sie arbeitet seit kurzem im selben Pub wie ich) und wir wollten uns dann um kurz nach 11 Uhr nähe Melbourne Central Station treffen, was nur ca. 600 m vom Pub entfernt liegt. Als wir am Treffpunkt waren ist Carina nicht gekommen, wir haben sie angerufen, aber sie ging nicht ans Handy. Haben uns nichts weiter gedacht und ihr eine SMS geschrieben, dass wir schon mal weiter ziehen und sie sich dann einfach melden soll wenn sie das liest ….

Eine Stunde später erhalte ich einen Anruf – von Carinas Handy – doch es war nicht Carina, sondern eine Frau von der Polizei! Diese teilte mir mit das Carina von einem Auto angefahren wurde und nun im Krankenhaus liegt ….

Ich hab mich dann natürlich sofort auf den Weg ins Krankenhaus gemacht! Glück im Unglück war, dass ich wusste wo das Royal Melbourne Hospital liegt, denn wir wohnen fast daneben.

In der Notaufnahme angekommen, wurde ich von einer Schwester zu ihr geführt, die mich auch gleich darauf vorbereitet das Carina im Gesicht voller Blut ist und ob den Anblick ertragen könne – natürlich, was blieb mir denn auch anderes übrig, schließlich wollte ich sie ja jetzt nicht alleine lassen!!!
Zusammen mit Nathalie, einer anderen Freundin von Carina, der ich Bescheid gegeben hatte und die später dazu kam, verbrachte ich die ganze Nacht bei ihr in der Notaufnahme! Uns wurde mitgeteilt, dass ihre Schulter gebrochen ist, sie mehrere Risse im Hüft- und Beckenbereich hat und dass ihre Kiefer und auch die Wangenknochen gebrochen waren, sowie dass ihr einige Zähne fehlten.

Nach schier endlosen Stunden, in denen wir alle Untersuchungen mitbekamen verließen wir gegen 6 Uhr morgens das Krankenhaus!
Zuhause angekommen habe ich sofort meinen Gasteltern davon erzählt und sie waren wirklich toll! Hab wirklich die beste Gastfamilie die man sich wünschen kann! Sie sagten, sie würden sich um Carina kümmern und sie könne nach dem Krankenhausaufenthalt auch bei uns wohnen, denn Carina lebt bei einem alleinerziehenden Gastvater und für diesen wäre es ja nicht möglich sich um sie kümmern, da er arbeiten muss … letztendlich war das dann alles zu viel für mich und ich wurde von meinen Gefühlen übermannt und hab nur noch geheult, aus Sorge um Carina und aus Freude über die Unterstützung meiner Gastfamilie!

Doch ein nächster schwerer Schritt stand mir noch bevor, denn irgendjemand musste ja ihre Familie in Deutschland informieren!

Sie schickten mich dann nach einem kurzen Frühstick ins Bett, doch schlafen konnte ich nicht! Sobald ich meine Augen zugemacht habe, hatte ich ihr blutverschmiertes Gesicht vor Augen, ich konnte einfach an nichts anderes denken! Während ich mich im Bett wälzte sind Axel und Stacey ins Krankenhaus. Sie haben mit den Ärzten gesprochen und sich versichert, dass soweit alles OK ist!
Gegen Mittag bin ich dann mit Stacey wieder ins Krankenhaus und haben arrangiert das ihre Eltern mit ihr telefonieren konnten. Zusammen mit Nathalie haben wir dann den ganzen Nachmittag über bei ihr gewacht!
Da aber weder wir, noch das Krankenhaus oder die Polizei Carinas Gastvater erreichen konnten, bin ich dann zusammen mit Stacey zu dem Haus des Gastvaters gefahren …. dort angekommen haben wir gesehen das das Wohnzimmer erleuchtet ist, der Fernseher läuft aber auf unser klopfen und klingeln hat keiner geantwortet! Wir hatten zwar einen Schlüssel (da mir die ganzen Sachen von Carina übergeben wurden, die sie bei dem Unfall bei sich hatte) aber da wir auch nicht einfach in die Wohnung gehen wollten, sind wir zur nächsten Polizeistation gefahren und haben uns erkundigt was wir machen können oder sollen! Dort teilte uns der Polizist nur mit, dass wir trotz Carinas Unfall nicht befugt sind in die Wohnung zu gehen. So fuhren dann nochmal zum Haus zurück und haben einen Notiz an der Türe hinterlassen! Und als wir dann kurze Zeit später wieder zu Hause waren, rief uns ihr Gastvater auch an und dann konnte ihm Stacey auch endlich mitteilen was mit Carina passiert ist!!!

Todmüde fiel ich dann gegen neun ins Bett und konnte danke eines Glas Weins das mir Stacey zur Beruhigung anbot auch einigermaßen gut schlafen!

Heut Morgen bin ich dann gleich wieder ins Krankenhaus und dort hab ich dann auch Carinas Gastvater getroffen. Er teilte mir mit das gegen 11 Uhr ihre OP stattfinden sollte, wo sie ihr Kiefer und die Wangenknochen „fixen“ wollen, sowie eine tiefere Wunde am Knie!

Von Nathalie erfuhr ich dann auch, dass Carinas Mutter und ihre Schwester einen Flug hierher gebucht haben und so haben wir uns während Carinas OP auf den Weg gemacht und in einem Hotel gegenüber dem Krankenhaus ein Hotelzimmer für die beiden gebucht.

Nach ca. 4 Stunden, wir saßen schon im Wartezimmer des Krankenhause, wurde Carina wieder in ihr Zimmer gebracht und sie wachte langsam aus ihrer Narkose auf! Stacey kam dann auch nochmal vorbei und zusammen haben wir wieder den Rest des Tages bei ihr verbracht.

Die OP verlief gut, ihre Wunde am Knie wurde gereinigt und genäht sowie alle Schnitte im Gesicht und das Unterkiefer wurde am Oberkiefer befestigt!
Gegen Abend war sie auch mental wieder fit und wir konnten sie mit unseren Scherzen über eine „Zwangsdiät“ und all den Verehren die sie hat und die ständig bei uns anrufen um sich zu vergewissern wie es ihr geht, auch etwas aufmuntern und sogar zum Lachen bringen … soweit sie eben Lachen kann mit einem „zusammengetackerten“ Kiefer!
Wir durften ihr sogar mit Hilfe eines Strohhalmes Wasser zu trinken geben und ich denke allein die Tatsache, dass ihre Familie aus Deutschland kommt, gibt ihr Zuversicht und so konnten wir mit einem guten Gefühl heute Abend das Krankenhaus verlassen….

Tja und was jetzt aus unserem gemeinsamen Tasmanienurlaub wird steht jetzt auch noch in den Sternen! Werde zusehen, dass ich den Flug und das Mietauto canceln kann oder vielleicht findet sich ja auch eine Ersatzperson, aber das alles ist jetzt erst mal zweitrangig!

Eigentlich gehört sowas ja nicht in ein Reisetagebuch, aber ich musste mir das jetzt einfach alles von der Seele schreiben und es zeigt einem mal wieder auf erschreckende Weise, wie schnell die schöne Zeit hier vorbei sein kann!

Hiermit verabschiede ich mich jetzt in mein Bett und hoffe ihr alle hattet ein weitaus schöneres Wochenende!?!

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