Genau in diesem Moment dachte ich mir, jetzt ist der perfekte Moment für einen abschließenden Bericht.
Jetzt, um 15.36 Uhr, drei Wochen und 1 Tage nach meiner Rückkehr, jetzt, da mein nächstes Abenteuer schon vor der Tür steht und in genau diesem Moment, kaffeetrinkend, ungeschminkt und hoffentlich kreativ :-)
Australien, geliebtes Australien. Mir kommt es fast schon so vor, als wäre ich nie wirklich da gewesen, obwohl kein Tag vergeht an dem ich nicht alles und jeden aus dem vergangen Jahr vermisse!
In meiner Wohnung herrscht das totale Umzugschaos, es regnet in Deutschland, ich bin arbeitslos, hab aber zum Glück wieder ein eigenes Auto und mein Horoskop ist scheiße: Ja, die Schonzeit und wunderbaren Monate des Bonusstatus sind endgültig vorbei!
Die tränenreichen letzten Momente in Torquay und Melbourne, die ich wohl nie vergessen werde, wollt ich euch noch kurz schildern:
Beach House Torquay - nach einem kurzen, aber nicht schmerzlosen Abschied von Heidrun und den Kindern am Beach House gings am Freitagfrüh allein mit dem Auto wieder hoch in die Stadt. Die Stunde Autofahrt verbrachte ich heulend am Steuer, denn es konnte doch nicht wirklich wahr sein, dass ein Jahr schon vorbei ist!!!
In Melbourne angekommen hab ich mit Axel und Stacey das Jahr nochmal Revue passieren lassen und die Heulerei ging weiter ….
Waschen … Packen … Freunde treffen …
Samstagabend, Flughafen Melbourne – von Stacey, Christin, Marlee, Maddox und Lacey wurde ich an den Flughafen gefahren und dort fing erst mal der Kampf mit dem lieben Gepäck wieder an ;-) mit 26 kg im Koffer wollte mich die liebe Frau am Check-In nicht durch lassen und so sollte ich mich von überflüssigen 3 kg trennen. Doch ein Glückspilz wie ich bin, hat ein anderer Angestellte von Emirates dies mitbekommen und er meinte ich solle alles im Koffer lassen und bei ihm einchecken … Ende der Geschichte war, ich durfte 26 kg im Koffer und weiter 10 kg die ich eigentlich im Handgepäck hatte UMSONST aufgeben! Es war ja schließlich Ostern und der Flieger nicht mal halbvoll ;-)
Nachdem das Gepäckproblem wieder einmal gelöst war befand ich mich auch in der nächsten Sekunde schon vor der Sicherheitskontrolle und nun hieß es wirklich Abschied nehmen – tränennass und mit einem endlos traurigen Gefühl im Bauch lief ich also durch die Passkontrolle.
Doch erst als das Flugzeug abhob realisierte ich es - zwar hatte ich mich schon tage- und wochenlang auf diesen Moment vorbereitet, mal mehr mal weniger darauf gefreut, in dieser Sekunde jedoch zerplatzte die Seifenblase um mich herum, meine rosa Brille zerbrach und ich wachte auf. Es ging wirklich nach Hause. Wirklich. Melbourne, unvergessliche Zeiten, Lachen, Weinen, schreckliche Momente, Glücksgefühle, neue, tolle Menschen und Freunde, unzählbar viele Erfahrungen in den unterschiedlichsten Bereichen, imposante, atem- und sprachraubende Eindrücke, mein Traum Australien und nun ist es vorbei….
Ein letzter Blick auf die Stadt bei Nacht und erst jetzt wurde mir langsam bewusst, wo ich die letzte Zeit verbracht hatte und das ich diese traumhafte und unvergessliche Zeit teilweise doch zu unbewusst erlebt hatte. Und auch erst in diesem Moment wurde mir klar, Australien, es war ein Traum für mich, der wahrhaftig in Erfüllung gegangen ist.
Während des Flugs schlief ich die meiste Zeit und betrat dann nach ungefähr 27 Stunden Reisezeit das erste Mal in diesem Jahr deutschen Boden, bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen – ja wenigstens etwas!
Und gleich bei der Passkontrolle war sie wieder da, die so oft mit australischen Freunden diskutierte deutsche kalte Mentalität – nicht mal ein „Hallo“ hatte der Beamte für mich übrig und das wo ich doch ein Jahr weg war und in Australien bei der Ausreise noch so nett vom dortigen Beamten mit „Dont worry, you can come back when ever you want!“ getröstet wurde.
Nochmal kurz auf Klo – die ersten Sprachprobleme, als ich eine Frau mittleren Alters auf Englisch fragte ob ich mich anstellen müsse – und dann fiel ich immer noch etwas ungläubig aber glücklich meiner Familie und meinem Freund in die Arme!
Auf dem Weg nach Hause war ich immer wieder fasziniert von allem. Nicht nur, dass ich mich wie ein Fremder oder gar Flüchtling aus Takatuka-Land fühlte, der das erste Mal Zivilisation sah, auch musste ich mich selber oft stark an der Schulter rütteln, als mir der Gedanke kam, "wow, sogar Schlecker haben die hier und schau mal da ist eine Sparkasse ;-)“ - ich war wieder zu Hause.
Nach dem Freudegefühl zu Hause zu sein und einige sehr kurze Sekunden der Befremdheit später gab es eine Hello-Kitty-Willkommenstorte und dann ging es Abends mit meiner kompletten Family, Oma, Cousine und Sebis Eltern, sowie Brüdern mit Frau, Kindern und Freundin zu meinem Lieblingsitaliener – die Welt war wieder im Lot ;-)
Der große Andrang war dann aber erst am Ostermontag, noch mehr Familie und auch meine Freunde kamen vorbei – ein schönes Gefühl wieder zu Hause zu sein!
Einige Tage später hatte mein Bett den Glamour verloren, der Jetlag ging spurlos an mir vorüber und auch die Gelüste auf so manch sehr vermisste Speisen ging zu Ende. Momente, die nahtlos an die Zeit vor Australien übergingen und mir die Zeit down under noch unrealer präsentierten als vorher. Alles rückt nun weiter und weiter in die Ferne, zu Hause kehrte der Alltag ein – naja ein Leben zwischen Umzugskartons sollte nicht der Alltag sein - und nichts hat sich verändert, wobei sich mir da immer noch die Frage stellt ob dies positiv oder negativ ist!?!? Ich und mein Auto fahren wieder rechts, die Fragen nach Australien werden weniger und beinahe kommt es mir vor, als wäre ich nie weg gewesen.
Ich mag noch dieselbe sein, nur manchmal merk ich ein bisschen in mir selbst, wie mich Australien doch ein Stückchen verändert hat. Vielleicht bin ich positiver eingestellt, geduldiger und selbstsicherer … etwas das man lernt, wenn man in einem 7-Personen-Haushalt lebt und ständig mit „No worries!“ konfrontiert wird ;-)
Die Frage, ob Australien das richtige für mich war, stellt sich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich ohne Australien jetzt wäre, weil mich diese Momente geprägt haben und ich denke, dass mich diese Zeit wie in einem Schnellkochtopf mit Zeitraffer viel schneller selbstständiger und reifer hat werden lassen, zumindest ein Stückchen. Ich hab Erfahrungen gesammelt, die mir sicherlich noch oft zu Gute kommen werden, Erfahrungen, die andere nicht sammeln durften oder sie erst später mühsam und viel langsamer sammeln werden.
Allerdings stellt sich mir jetzt oft die Frage: Was nun? Für immer hier bzw. in der Schweiz? Die Welt ist so groß!
Im gleichen Atemzug kann ich aber auch sagen, mein zu Hause ist unverwechselbar und unersetzbar. Weil hier meine Familie ist, weil hier meine Freunde sind, weil hier mein Herz ist, zumindest der Großteil davon!
Ich hab Deutschland, sowie mein Leben und meinen Alltag auch zu schätzen gelernt.
Natürlich gibt es noch mehr, viele neue Dinge die noch auf mich warten, spannende Zeiten und auch Sekunden, in denen ich mich zurückwünsche, Augenblicke, in denen ich Australien vermisse, vor allem die Kinder, meine Freunde dort, das Meer, das Land. Aber ich habe ein wunderbares Leben, wunderbare Menschen um mich herum und eine neue Mission die es zu erfüllen gibt!
In Neuseeland habe ich ein Sprichwort gelesen.
"The real voyage of discovery consists not in seeking new landscapes but in having new eyes."
Was sinngemäß heißt: Das Ziel einer Entdeckungsreise besteht nicht darin, neues Land zu entdecken sondern mit neuen Augen zu sehen.
Ich habe mein Ziel also erreicht.
Danke an all die Menschen und vor allem meiner Familie, die mir das ermöglicht haben, die im vergangen Jahr Freunde waren, als wäre ich nur einen schrittweit weg, die mir ihre Hand über Kontinente hinaus entgegengestreckt haben, immer da waren und mir das Gefühl gaben, nicht vergessen worden zu sein.
Ende gut, alles gut!?!?!
gepostet Dienstag, Mai 05, 2009 0 Kommentare
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